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18 Ocak, 2008

Presseerklärung bezüglich der politischen Veranstaltungen in Berlin zur Innenpolitik der Türkei

Berlin, 17. Januar 2008
Die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Dialog-Kreis initiierten zweigleisigen politischen Veranstaltungen mit Titeln "Armenier und Kurden" vom 16. bis 20.01.2008 in der Bundeshauptstadt rufen bei Einwanderern aus der Türkei Besorgtheit und Misstrauen hervor. In Deutschland leben mehr als 2,5 Millionen Menschen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Auch in Deutschland besteht und verfestigt sich eine Schicksalsgemeinschaft zwischen Türken und Kurden. Beide Volksgruppen sind Diskriminierungen ausgesetzt, leiden zunehmend unter Prekarisierung und Exklusion, sie kaufen vom gleichen Basar oder Supermarkt ein, tanzen auf ihren Hochzeiten die facettenreichen thrazischen-anatolischen Halays, freuen sich auf den Sieg derselben Fussballmannschaft und umgekehrt, die Kinder drücken dieselbe Schulbank. Seit über einem Jahrtausend heiraten Menschen aus Thrazien und Anatolien, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit - auch in Europa wird diese Tradition jenseits aller Ethnisierungs- und Polarisierungsversuche fortgesetzt.
Jegliche Art von Politik, die die Probleme der Türkei auf einen ethnischen Nenner reduziert und Ethnizität als Ausgangspunkt und Ansatz instrumentalisiert, erhofft sich angesichts multi-komplexer Prozesse ethnische Lösungen, die in letzter Konsequenz zur Balkanisierung der Türkei dienen.
Der von aggressiv-expansionistischen Mächten aufoktruierte Weg für die Türkei lautet: Balkanisierung bzw. Bürgerkriege wie im Libanon und im Irak, die nichts anderes verheißen als Morde, Attentate und letztendlich das gegenseitige Massakrieren von Menschen. Eine Balkanisierung der Türkei stößt auch Interessen Deutschlands. Wie die jüngsten Ausschreitungen ethnischer Natur sowie Proteste konfessioneller Natur in Berlin und in anderen westeuropäischen urbanen Zentren verdeutlicht haben, ist eine Übertragung der Konflikte im Nahen Osten für Verantwortliche und Gesamtgesellschaft nicht tragfähig. Verantwortliche und Einwanderer sind unter derartigen multi-komplexen Umständen, die nicht selten von Provokateuren missbraucht werden, zu höchster Aufmerksamkeit verpflichtet. Die geographische Entfernung Europas zum Nahen Osten soll die Entscheidungs- und Verantwortungsträger nicht zu Fehlinterpretationen verleiten. Das Gewalt- und Konfliktpotenzial, das aus "Erweitertes Nahost und Nordafrika Projekt" der USA ausgeht, liegt, wie gesehen, ganz in unserer Nähe.
Die freiheitlich, demokratische Grundordnung darf von keiner Partei und Organisation - wie groß oder wie klein sie auch sein mag - oder Einzelperson(en) für Radikalisierung / Ethnisierung instrumentalisiert werden. Dass vermeintliche Experten Wahrheiten zwecks Manipulation der Massen und Legitimation der Expansion kaschiert haben, sind uns aus den Katastrophen vom Libanon, Jugoslawien und Irak bekannt.
Wir sind mehr als optimistisch im Hinblick auf die Bewahrung und Vertiefung des historisch und geographisch berufenen Zusammenlebens zwischen Türken und Kurden in Berlin und anderswo: keine Partei, kein Staat, kein Projekt, kein Kapital kann diese in Raum und Zeit verwurzelte Entität auflösen. Jegliche Erwartungen und Bemühungen zur lang ersehnten Balkanisierung der Türkei durch aggressiv-expansionistische Mächte und ihren Marionetten innerhalb und außerhalb des betreffenden Vielvölkerstaates werden sich als Seifenblasen herausstellen. Das ist auch für den inneren Frieden in Deutschland und Europa von großer Bedeutung.
• Kultur- und Solidaritätsverein Artvin in Berlin e.V. • • Kultur- und Solidaritätsverein Giresun in Berlin e.V.• • Kultur- und Solidaritätsverein Trabzon in Berlin e.V. • • Naturschutzbund Schwarzes Meer in Berlin e.V. • • Schwarzes Meer Kultur- und Solidaritätsverein in Berlin e.V. • • Türkische Sozialdemokraten in Berlin e.V. • • Verein zur Förderung des Gedankenguts Atatürks e.V. •

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