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11 Nisan, 2007

Ist der Diskurs “Ehrenmorde und das Zwangsheiraten der Tochter” ein neues Stigma gegenüber den Türken?[1]
Mehmet Şekeroğlu
Stigma ist ein griechisches Wort. Im alten Griechenland wurden insbesondere auf dem Gesicht der Verbrecher ein Zeichen markiert, damit sie in der Gesellschaft als gefährliche Menschen erkannt werden. Diese Menschen trugen das Stigma wie einen unabwaschbaren Fleck auf dem Gesicht, wodurch sie von anderen, „sauberen“ Bürgern gemieden wurden. Schließlich erfüllten diese Menschen eine Sündenbock-Funktion. Damit sich die normale „Gesellschaft“ „gut“ fühlte, hatte sie diese „Bösen“ entworfen und sich dadurch erleichtert. Die Stigmatisierung wurde während der Nazizeit damit praktiziert, dass man den Juden ein bestimmtes Kleid bzw. das Tragen des Davidsterns auf der Brust ihrer Jacke vorschrieb. Wer dieses Symbol sah, hat sich besser gefühlt, weil er oder sie nicht zu dieser niederen Rasse gehörte. Das Bedürfnis mit dem Bösen zu kämpfen wurde damit von der Boshaftigkeit befreit und hat sich dadurch befriedigt. Außerdem versuchte man mit diesem Stigma die sozialen und wirtschaftlichen Probleme innerhalb der (hier: deutschen) Gesellschaft zu verschleiern. Die wahren Verantwortlichen aller Misere waren eben die stigmatisierten Juden. * Heute wird das Stigma vor allem durch schwarze Propaganda in den Medien, mit Hilfe der Manipulation konstituiert. Zum Beispiel hat die USA den 11. September als einen Anlass genommen, ein Stigma des „islamischen Terrorismus“ zu konstituieren. Vor allem die westlichen Medien haben nach diesem Ereignis monatelang die selben Bilder gezeigt bzw. gesendet: Aufprall der Flugzeuge auf die Gebäude und Rettungssuche der unschuldigen Menschen an den Fenstern! Man hat noch erklärt, dass die „islamischen Terroristen“, die mit den Passagieren in den Flugzeugen gestorben sind, in einem verlassenen Auto vor den Gebäuden u.a. einen Koran hinterlassen haben. Zwischendurch wurden Bin Laden Videos gezeigt, in denen er eine Maschinenpistole in der Hand hält. Immer wieder wurden diese Bilder gezeigt und in der christlichen Welt hat man nun fest daran geglaubt, dass der Islam eine Religion ist, die mit dem Terror zu tun hat, und dass die „islamischen Terroristen“ sehr gefährlich sind. Fazit: „Um die von ihnen ausgehende Gefahr im Vorfeld zu bekämpfen, müssen wir dorthin gehen, wo sie sind. Also müssen wir Afghanistan, Irak, Syrien und Iran besetzen!..“ Auch der Rassismus ist ein Versuch, den Menschen gegenüber, die angeblich aus einer niedrigen Rasse kommen, ein Stigma zu markieren. Es wird behauptet, dass sie bestimmte, biologisch oder kulturell festgelegte, unveränderbare Eigenschaften haben. Egal was sie machen, können sie sich von diesen Eigenschaften nicht befreien. Aus diesem Grund sollen diese Menschen von der höheren Rasse abgesondert, kontrolliert, verwaltet und in manchen Fällen vernichtet werden. Mit dem Rassismus schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Auch arme und schwache Menschen, die sich zu einer „höheren Rasse“ gehörig fühlen, streiten sich wegen der wirtschaftlichen und sozialen Probleme nicht mehr miteinander, zumindest nicht so heftig wie früher, und so verstärkt sich das herrschende politische System. Die Menschen aus der „niedrigen Rasse“ werden wiederum als Sklaven behandelt, ihre Suche nach Emanzipation wird dadurch im Keim erstickt. Weil sie aus einer „niedrigen Rasse“ kommen und dazu noch ein Stigma haben, haben sie kein Recht darauf, gleich behandelt zu werden. Solange sie sich von dem Stigma nicht befreien können, was unmöglich ist, führen ihre Versuche, sich als normale Menschen unter Beweis zu stellen, zu keinem Erfolg. Das Stigma hinterlässt seine Spuren: Egal ob sie den Versuch unternehmen, sich von der stigmatisierten „Rasse“ zu distanzieren, sich mit der „höheren Rasse“ (mit dem Angreifer[2]) zu identifizieren und damit die Menschen der eigenen „Rasse“ selber als „blöd, rückständig, ‚fleischköpfig’“ usw. zu bezeichnen, im Endeffekt werden sie sich von den Stigmata nicht befreien, die von den Herrschenden an ihr Volk oder ihre Kultur angehängt wurden. In Europa geht die Geschichte solcher Stigmatisierungen sehr tief in die Vergangenheit zurück. In Deutschland z. B. hat man vor dem Völkermord an Juden Jahrhunderte lang Mord an Frauen erlebt, die man als „Hexen“ stigmatisierte. Diese angeblich verhexten Menschen konnten tun und lassen, was sie wollten. Wenn sie die Falschheit eines Vorwurfes, eines Stigmas beweisen konnten, wurden sie sofort mit einem anderen Merkmal (Stigma) konfrontiert und konnten den Tod mit barbarischen Methoden nicht entrinnen. Ihr Dasein als Frau war Grund genug, sie zu verfolgen und zu töten. * Der biologische Rassismus, der bis 1945 in Europa und vor allem in Deutschland staatlich praktiziert wurde, ist nach dem 2. Weltkrieg beendet worden. Natürlich hat sich die deutsche Gesellschaft nicht nur wegen des internationalen Zwangs und mit den Sanktionen der demokratischen Gesetze, sondern auch aus der inneren Dynamik heraus demokratisiert: Mit den Bemühungen der Intellektuellen, mit der Wirkung der Studentenbewegung und mit Hilfe der anderen demokratischen Organisationen hat sich in Deutschland eine antirassistische Sensibilität entwickelt. Auf der anderen Seite kann ein gesellschaftliches Phänomen plötzlich, mit den neuen Gesetzen nicht beendet werden. Es wird latent weiter leben. Dieser latente Rassismus lebt in verschiedenen Formen weiter. Auch in Deutschland lebt sowohl ein offener Rassismusdiskurs als auch ein latenter Rassismus, der sich wegen der Gesetze nicht offen artikulieren kann. Die verbreitetste Form des versteckten Rassismus ist der „Kulturrassismus.“ Zunächst möchte ich im Zusammenhang mit dem Kulturrassismus vier Thesen aufstellen, die miteinander verknüpft sind und sich ergänzen: 1. Nach 1945 wurde der biologische Rassismus in Deutschland wegen der äußeren Wirkungen und der inneren Dynamik beendet und hat sich marginalisiert. (Die Neonazis spielen in bezug auf die Mehrheit der deutschen Bevölkerung keine entscheidende Rolle). 2. Trotzdem ist die Ausgrenzung des „Ausländers“, des „anderen“ in den breiten Schichten der Gesellschaft geblieben. Eine der verbreitetesten Form dieses Rassismus, dessen Feststellung nicht leicht ist, heißt Kulturrassismus. 3. Der Kulturrassismus gegenüber den Türken ist in Deutschland seit dem Anfang der türkischen Migration mit Hilfe der verschiedenen Stigmata praktiziert worden. Diese Politik hat eine Kontinuität. 4. Die kulturrassistischen Stigmatas gegenüber den Türken nahmen in den letzten Jahren eine konkrete und eine abstrakte Form an: Das Beispiel für die konkrete Form ist das „Turban“/Kopftuch. Die Frage hierbei ist, ob auch die „Ehrenmorde und frühe Zwangsheirat der Mädchen bei den Türken“ eine der abstrakten Formen dieses Phänomens ist. Auf das „Kopftuch-Stigma“ gehe ich auch später ein. Vorwegnehmend möchte ich hier sagen, dass hierbei das Kopftuch-Tragen der türkischen Mädchen und Frauen zunächst geduldet bzw. gefördert wird, um im Nachhinein auf diese Menschen mit dem Zeigefinger zu zeigen und sagen zu können, dass sie „Vertreterinnen einer ‚gewalttätigen ja sogar terroristischen Religion’“ seien. Was ich hier machen möchte, ist ein Versuch, zu diskutieren, ob auch der Diskurs „Ehrenmorde bei den Türken und die Früh- und Zwangheirat der türkischen Mädchen“ die aktuelle Form der geschichtlichen Stigmabildungen gegenüber den Türken in Deutschland ist. Wie es auch bei den früheren Stigma-Formen der Fall war, wird dieses Thema in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ununterbrochen „heiß“ diskutiert. Die Art und Weise dieses Diskurses entwickelt sich zu einem Kulturrassismus. Ich werde zunächst die bisherigen Stigmatas gegenüber den Türken in Deutschland in ihrer geschichtlichen Reihenfolge erwähnen. Denn um manche Themen verstehen zu können, soll man auf ihre geschichtliche Entwicklung schauen. Dieses „Schauen“ ist nur mit einer These, mit einer Theorie möglich. Meine Hauptthese in diesem Zusammenhang ist die folgende: Die hauptsächliche Türkenpolitik Deutschlands zielt weder auf die Integration noch auf die Assimilation der Türken. Das Bild, dass sich im Zusammenhang der Türken zum Schluss darstellt, sieht wie folgt aus: Die Türken werden in Deutschland als der „Andere“, als das „Gegenvolk“ wahrgenommen und benutzt. Deswegen ist es eine grundlose Legende, dass die politischen Instanzen in Deutschland die Türken assimilieren wollen. Denn es gibt nirgendwo in der modernen Welt ein gelungenes Beispiel der Assimilation, wo die Diskriminierung gegenüber dieser Volksgruppe beibehalten wird. Die ständige Diskriminierung der Türken läuft mit der Stigmatisierung bzw. mit dem Kulturrassismus gegenüber dieser Volks- oder Religionsgruppe parallel. Das heißt: Die Türken werden in Deutschland mit den im Endeffekt zum Kulturrassismus verwandelten Stigmas diskriminiert und ausgegrenzt. Wir werfen jetzt einen geschichtlichen Blick auf diese Stigmata: Ich fange mit dem Jahr 1982 an, habe zwei Quellen von diesem Jahr ausgesucht. Die erste Quelle ist ein Buch, das von der „Landeszentrale für die Politische Bildung“ – Baden Württemberg herausgegeben ist. Es trägt den Titel: „Die Türkei und die Türken in Deutschland.“ Auf dem Titelbild sind die vor einem Imam sitzenden und betenden Türken abgebildet. In einem Artikel, dessen Verfasser nicht angegeben wurde, heißt es: „Der Türke ist von Natur aus optimistisch, was von vielen Mittelmeervölkern gesagt werden kann. Wenn Türken in der Bundesrepublik Deutschland das Wort Integration hören, schalten sie jedoch auf Pessimismus um und lehnen sie ab. Nur einige Tausend unter ihnen, die aus dem moderneren Westen der Türkei kommen, sind bereit zu einem spannungsfreien Zusammenleben mit Deutschen (...). Das Problem liegt somit in der bisher gescheiterten Einbeziehung der Türken aus Anatolien in das hiesige Gesellschaftssystem. Diese Menschen lassen sich selbst in türkische Großstädte nicht integrieren, wo sie wie in der Bundesrepublik am Rande der Gesellschaft leben. Die meisten Türken, die legal angeworben worden waren, stammen aus Anatolien“[3]. Bevor ich auf die zweite Quelle übergehe, soll hier gefragt werden: Was bedeuten diese Thesen? Anscheinend das: „Die Türken haben manche mentalen Eigenschaften wegen ihres Anatolier-Seins. Diese Eigenschaften – genauso wie die rassischen Besonderheiten – können nicht geändert werden. Die Türken können sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren, weil sie eine unveränderbare Mentalität haben. Die deutsche Gesellschaft kann diese unüberwindbare Barriere bei den Türken nicht überwinden!“ Die zweite Quelle stammt auch aus dem Jahr 1982 und heißt „das Heidelberger Manifest“, das von fünfzehn Professoren von Heidelberg und Umgebung unterzeichnet wurde. Ich zitiere einen Teil: „Völker sind (biologisch und kybernetisch) lebende Systeme höherer Ordnung mit voneinander verschiedenen Systemeigenschaften, die genetisch und durch Traditionen weitergegeben werden. Die Integration großer Massen nichtdeutscher Ausländer ist daher bei gleichzeitiger Erhaltung unseres Volkes nicht möglich und führt zu den bekannten ethnischen Katastrophen multikultureller Gesellschaften. Jedes Volk, auch das deutsche Volk, hat ein Naturrecht auf Erhaltung seiner Identität und Eigenart in seinem Wohngebiet. Die Achtung vor anderen Völkern gebietet ihre Erhaltung, nicht aber ihre Einschmelzung (“Germanisierung”). Europa verstehen wir als einen Organismus aus erhaltenswerten Völkern und Nationen auf der Grundlage der ihnen gemeinsamen Geschichte. ‘Jede Nation ist die einmalige Facette eines göttlichen Plans’ (Solschenizyn)”[4]. Einerseits wird die Integrationsfähigkeit der anatolischen Menschen mit den kulturrassistischen Begriffen abgesprochen, andererseits wird mit den biologisch begründeten Argumenten behauptet, dass eine Integration der Immigranten (natürlich vor allem Türken) in die deutsche Gesellschaft einer Katastrophe gleichkommt und daher abgelehnt werden muss. Parallel dazu wurde in den 80er Jahren an den deutschen Universitäten ernsthaft diskutiert und behauptet, dass die Türken wegen ihrer Nomaden-Mentalität nicht in der Lage wären, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Sie behaupteten noch, dass die Gewalttätigkeiten bei den türkischen Jugendlichen daran liege, dass sie aus einer nomadischen Kultur stammen und die nomadischen Kulturen gewaltorientiert seien... Eine andere Besonderheit der 80er Jahre war die Einführung der Ideologie der „multikulturellen Gesellschaft“, durch deren Hilfe die Immigranten die Solidarität untereinander aufgaben. Diese vor allem von den Grünen aus den USA importierte Ideologie hatte im Endeffekt Erfolg. Ein wesentlicher Teil der Türken entdeckten mit Hilfe dieser Ideologie, dass sie keine Türken waren, sondern Kurden, Araber, Lazen usw. Insbesondere den kurdischstämmigen Menschen aus der Türkei wurde suggeriert, dass sie aus einer indogermanischen Rasse stammen und daher mit den Deutschen (mit den Worten der Nazis zu sprechen: „Mit den Mitgliedern einer höheren Rasse“) verwandt seien. Nach dem Motto: Die Kurden haben mit den Türken nichts zu tun, sie sind nicht türkisch, sondern indogermanisch![5]. Das „Kurdenproblem“, das der PKK überlassen wurde, wurde mit Hilfe der Grünen und anderen offenen oder versteckten Manipulatoren das Hauptproblem der Türken in Deutschland gemacht. Die von den Medien gehetzten Deutschen (insbesondere die sogenannten Demokraten) grüßten ihre türkischen Nachbarn oder Bekannte nicht mehr, weil sie an diesem Türken einen potentiellen„Kurdenmörder“ gesehen haben. Hunderte von Anschlägen (Sabotagen) der PKK, die in den 90er Jahren die türkischen Einrichtungen und Unternehmen in Deutschland verwüstet hatten, blieben unaufgedeckt und ihre Täter unbestraft. Selbst der verhaftete Organisator dieser Anschläge, Kani Yılmaz (Faysal Dunlayıcı) wurde nach den theatralischen Gerichtsverhandlungen auf freien Fuß gesetzt[6]. Außerdem wurden die Organisationen wie Kaplancılar, Milli Görüs, Süleymancılar, Nurcular usw. genauso wie die PKK geduldet bzw. indirekt gefördert. So wurde die türkische Gesellschaft im Namen der Multikulturellen Gesellschaft unter verschiedenen Ethnien und Konfessionen in feindliche Fronten zersplittert. Die politischen Instanzen in Deutschland haben in den 90er Jahren die Duldung bzw. Unterstützung der Gruppen fortgesetzt, die eine Integration in die deutsche Gesellschaft strickt ablehnten. Einerseits wurde diese Duldung bzw. Unterstützung beibehalten, andererseits wiederum wurde gegenüber den Türken die Propagandaaktionen für die Bildung von Stigmas fortgesetzt. Wir schauen einmal diese neuen (und alte) Stigmata an: - Einerseits wurde die PKK als die „Vertreter der Kurden“ geduldet, andererseits aber der Drogenhandel und die Gewalttaten der PKK auf die Rechnung der Türken zugeschrieben, weil die PKK-Aktivisten hauptsächlich türkische Staatsbürger waren. Einerseits wurden die „Türken“ und die kurdischstämmigen „Türken“ gegeneinander ausgespielt, andererseits wurde das Stigma mit den gewalttätigen Türken aufrecht erhalten, die außerdem mit Drogen handelten. So wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen[7]. - Das Vorgehen der türkischen Armee gegen die PKK-Kämpfer in der Türkei wurde von den deutschen „Entels“ (Halbintellektuelle) und Politikern aber auch von den türkischen „Entel-Kegeln“ („Entel-Kegel“ nenne ich die türkischstämmigen Halbintellektuellen, auf die ich nachher noch kurz eingehen werde) und Politiker in Deutschland in einer Art und Weise kritisiert, dass dadurch die in Deutschland lebenden Türken beleidigt bzw. erniedrigt wurden. Z. B. hat sich Gerhard Schröder, damaliger Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, über einen Spruch der damaligen türkischen Ministerpräsidentin Tansu Çiller (sie sagte im Zusammenhang des PKK-Terrors: „Dieses Problem wird entweder gelöst, oder gelöst!“) „geärgert“ und daraufhin Çiller vorgeworfen, „das Kurdenproblem mit ‚Endlösung’ lösen zu wollen!“ (Das geschah übrigens an einem Festtag, am 19. Mai, der zufällig sowohl ein Feiertag des islamischen Opferfestes als auch ein nationales Feiertag war: Der 19.05.1919 gilt in der Geschichte der türkischen Republik als der Tag des Anfangs des Befreiungskrieges). Man könnte Schröder auch wie folgt interpretieren: An so einem Tag wollte er den Türken in Deutschland das friedliche Zusammenleben mit Deutschen und „Kurden“ streitig machen, indem er den Türken sozusagen mitteilen wollte: „Euere Ministerpräsidentin übt gegenüber den Kurden eine Politik der ‚Endlösung’, wie damals Hitler mit den Juden gemacht hat. So gesehen führen in eurem Lande die Menschen mit Nazimentalität die Regierung!“[8] Genau so einen Vergleich machte auch der Grünen-Abgeordnete Siegfried Martsch während einer Fernsehsendung[9]. Dort verteidigte Martsch die PKK-Thesen und sagte noch, dass in bestimmten Situationen legitim sei, Gewalt anzuwenden. Die Gefangenen in den Konzentrationslagern der Nazis hätten das Recht, sich dagegen zu wehren und zu rebellieren. Dies wäre eine positive Gewalt[10]. Was hier versucht wird, ist nichts anderes als, dass den Türken ein Stigma genauso wie bei den Nazis verpasst wird. „Die Türken haben eine Mentalität der Nazis! Sie machen mit Kurden genau das, was die Nazis mit den Juden gemacht haben!“ - In dieser Zeit wurde einerseits ein barbarisches Türkenbild („Türken als Kurdenmörder“) konstituiert, andererseits wurde wiederum mit der Konstituierung eines neuen Feindes angefangen: Nämlich das „Feindbild Islam“. Diese neue Politik sah für die türkischen Immigranten in Deutschland zwei „islamische„ Organisationen vor: Milli Görüş und Kaplancılar (Süleymancılar, Nurcular usw. spielen die Nebenrollen). Insbesondere die Bewegung von Cemalettin- und dann von Metin Kaplan wurde als ein Phantom, als das „Böse“ schlechthin aufgebaut. „Terroristische Organisation“, „Hassprediger“, „Integrationsfeindlich“ usw. waren Schlagwörter dieser Politik. Eine Übertreibung ohne gleichen. Denn diese Vorwürfe passten überhaupt nicht auf die reale Gefahr, die aus dieser Bewegung von ein paar Hunderten Menschen entstehen könnte, die ja genau wie Metin Kaplan rund um die Uhr bewacht wurden. So erfüllte Metin Kaplan ein Stigma des „terroristischen Islams“. Als er im Jahre 2004 nach vielen Skandalen in die Türkei abgeschoben wurde, hatte er seine Schuldigkeit getan: Das Islambild der einfachen deutschen Bevölkerung wurde auch mit Hilfe von Metin Kaplan geprägt. Das in den Medien Tausende Male gezeigte oder gesendete Bild von Metin Kaplan sah wie folgt aus: Er mit einem Vollbart hat einen ganz ernsten Gesichtsausdruck: In seiner rechten Hand hält er ein Schwert (des Islams), in seiner linken Hand ist der Kolbenhals des Schwertes. An dem Hintergrund hängt die grüne und mit arabischer Schrift gefüllte Fahne seines „Islam-Staates“ in der Türkei (Anadolu Federe İslam Devleti). Die Hand von einem Unbekannten hält vor dem Schwert einen Koran: Das Bild zeigt eben den gefährlichen und gewaltorientierten Islam: Koran und Schwert (Krieg, Gewalt, Terrorismus) gehören zusammen!.. Auch Milli Görüş erfüllt seit Jahren so eine Funktion. Diese Organisation lässt sich als ein Phantom des „bösen und antidemokratischen Islams“ missbrauchen. Das hier gebastelte Bild, das von dem türkischen Islam vermittelt wird, sieht genauso aus, wie es sich manche Sozialingenieure in Deutschland gerade wünschen: Der osmanisch- bzw. arabisch orientierte, fanatische Türke, der an der rückständigsten Form des Islams festhält und keine Integration in die deutsche Gesellschaft möchte. Auch mit Hilfe von Milli Görüş werden die in Deutschland lebenden türkischen Immigranten mehrfach „geteilt“. Laizistisch-antilaizistisch; gläubig-ungläubig; verschleierte-nicht verschleierte usw. - In den 90er Jahren wurde einerseits das Stigma „Türken als Kurdenmörder“ verbreitet, andererseits bastelte man allgemein an dem Stigma der „gewalttätigen Türken“ weiter. Ich möchte diesbezüglich vier Beispiele geben. Erstens: Der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeier führte mit seinem Forschungsteam eine „sozialwissenschaftliche Untersuchung“ über die „religiös begründete Gewaltbereitschaft der türkischen Jugendlichen“[11] durch. Dort stellten Prof. Heitmeier und seine Mitarbeiterinnen fest, dass die Mehrheit der türkischen Jugendlichen eine religiös (islamisch) begründete Gewalt befürwortet. Diese „Auftragsarbeit“ verdient keine weitere Diskussion. Zweitens: Kriminologe Prof. Christian Pfeiffer hat wiederum in einer „wissenschaftlichen Untersuchung“ festgestellt, dass die türkischen Kinder in der Familie Gewalt erleben und später ihren Kindern und Frauen selber Gewalt ausüben. Auch diese „Wissenschaftlichkeit“ mit den pauschalen Urteilen verdient keine nähere Aufmerksamkeit. Denn bei diesen Untersuchungen steht das Endergebnis schon am Anfang der Forschung fest. Wenn Prof. Heitmeier oder Prof. Pfeiffer herausfinden wollen, dass in den türkischen Familien „Gewalt“ herrscht, finden sie schließlich überall diese Gewalt, ohne jedoch die gesamtgesellschaftlichen, die Ausländer/ Türken diskriminierenden, z. T. rassistischen Strukturen und die latente/ subtile „Gewalt“ in diesen Strukturen zu erwähnen. Drittens: In den 90er Jahren hat ein türkischer Junge namens Muhsin Arı bzw. „MEHMET“ zunächst in München dann bundesweit viel Diskussionsstoff über die Kriminalität der türkischen Jugendlichen geliefert. Er übernahm quasi die Rolle von Metin Kaplan in einem anderen Bereich. Den Jungen nannte man besonders MEHMET[12], ein Name, der den türkischen Mann symbolisieren sollte, wie der Name HANS für einen Durchschnittstürken den Deutschen symbolisiert. Dieser damals 16 jährige gewalttätige „türkische“ Junge, der in Deutschland großgeworden war, sollte eigentlich ein deutsches Problem sein. Aber nein! Am Beispiel vom „unverbesserlichen Gewalttäter“ „Mehmet“ propagierte das Land Bayern bundesweit und jahrelang ein bestimmtes Stigma gegenüber den Türken. Anstatt ihn zu bestrafen bzw. mit verschiedenen Maßnahmen gesellschaftsfähig zu machen, wählte man den Weg der schwarzen Propaganda, der Sensibilierung der deutschen Bevölkerung durch ihn. Viertens: Die feministische Zeitschrift EMMA, dessen Führerin Alice Schwarzer ist, hat nach der Ermordung von fünf Türkinnen in Solingen im Jahre 1993 durch die Neonazis einen Artikel unter dem Titel „Fundamentalismus“ veröffentlicht. Nach der Ermordung der schlafenden Kinder und Frauen demonstrierten die Türken in Solingen und dabei haben die randalierenden türkischen Jugendlichen die Fenster der Geschäfte und Banken in der Stadt zerschlagen. Im Artikel von EMMA wurden diese Jugendliche „islamische Jugendliche“ genannt und ihre Gewalttaten mit dem Massaker der neonazistischen Jugendlichen gleichgesetzt. Nach den Autorinnen sind die beiden Jugendgruppen (Neonazis und „islamische“ Jugendliche) von dem selben Instinkt motiviert worden: Einige bringen Menschen um, die anderen zerschlagen die Scheiben! Beides sind gewalttätige, fanatische, wilde Männer... Die Kämpferinnen von EMMA wollten diese Behauptung bezüglich der „islamischen“ Männer auch unter Beweis stellen. In gegenüber stehenden zwei Seiten haben sie ein blutiges Bild mit mehreren türkischen Männern abgebildet: Unten liegt flächendeckend das Blut der geschlachteten Opfertiere, erlegte und zerstückelte Tiere. Die schwarzhaarigen und schnurbärtigen Männer hocken um das Blutbad und geben Pose auf die Kamera. Die Botschaft ist deutlich: Blut, Gewalt, Islam, brutale türkische Männer[13]... - In den 90er Jahren – bis zum Jahr 2005 – wurde der „Turban“ (auch) gegenüber den Türken als Stigma konstituiert, aufgebaut, d.h., geduldet und gefördert. (Ich nenne es bewusst nicht „Kopftuch“, denn das Kopftuch unserer Mütter oder unserer Tanten sah völlig unterschiedlich aus. „Turban“ ist ein politisches Symbol, das in die Türkei und nach Deutschland aus den mit der USA zusammen arbeitenden und an Öl-Dollars reichen arabischen Länder durch dunkle Kanäle importiert und verbreitet wurde, in welche die westlichen „Vermittler“ und die östliche „islamische Elite“ Hand in Hand arbeiten). Interessantes aber für die Logik der von mir oben geschilderten Stigma-Theorie nicht unverständliches Spiel hierbei ist: Die politischen Instanzen in Deutschland, die fundamentalistische „Islamsekten“ dulden und fördern, nahmen in ihre „Berechnung“, dass die türkischen Mädchen und Frauen in Deutschland einen „Turban“ tragen. Es ist eine selbstverständliche Reaktion, dass mancher sogenannte Menschenrechtler bzw. manche Menschenrechtlerin diese meine Thesen als Verschwörungstheorie ablehnen werden. Aber die Stigmatheorie und viele Ereignisse zeigen, dass dies mit der „Glaubensfreiheit“ nichts zu tun hat. In Berlin z. B. darf die von der islamisch-fundamentalistischen Milli Görüş gesteuerte Islamföderation in den Schulen den Islamunterricht erteilen. Milli Görüş arbeitet wiederum seit Jahren daran, dass sich die türkischen Mädchen in Sport- und Schwimmunterricht beteiligen. Diese Organisation propagiert, dass die islamischen Mädchen unbedingt ein „Turban“ tragen müssen und sie tut alles, den „Turban“ zu verbreiten. (Natürlich ist Milli Görüş in dieser Arbeit nicht allein. Es gibt noch mehrere „islamische“ Organisationen, die diese Arbeit unter den Augen und der Kontrolle der deutschen Behörde fortsetzen). Die rechtlichen und politischen Instanzen in Deutschland sagen aber dem einerseits geduldeten und geförderten „Turban“ ab einem bestimmten Punkt „halt“, wenn es um die Arbeit in den staatlichen Einrichtungen geht. Viele berühmte deutsche Professoren und Professorinnen, Ausländerexperten unterstützen diese „Turbanisierungs-Aktivitäten“ der türkischen Mädchen mit dem Argument, dies sei ein Gebot der Demokratie und der Menschenrechte. Traurig ist jedoch festzustellen, dass diese berühmte Herren und Frauen in ihren Arbeitsstellen keine „turbantragende Frau“ sehen möchten, obwohl sie diese Ablehnung nicht offen ausdrücken würden. Andererseits bezeichnen die berühmtesten Orientalisten und Islamexperte Deutschlands Udo Steinbach und Peter Heine den „Turban“ „als Symbol der anständigen Frau (in der Türkei)“[14]. So wird der „Turban“ von dem Kopftuch unserer Mütter abstrahiert und zu einer Grenze, zu einem Stigma wie Metin Kaplan bzw. „MEHMET“ (Muhsin Arı) verwandelt, durch das die türkische Gesellschaft von der deutschen Gesellschaft getrennt werden soll. Außer einige wenige marginalisierten Ausbildungs- und Arbeitsbereiche bekommen diese turbanisierte Mädchen keine vernünftige Stellen. Nur manche Türkinnen, die als „Leithammel“[15] benutzt werden[16], um die türkischen Mädchen in den „Turban“ zu stecken, werden als „Vermittlerinnen“ gebraucht. Sonst wird den turban-tragenden Mädchen seitens der deutschen Bevölkerung entweder mit offener oder versteckter Wut oder mit einem überheblichen Mitleid entgegnet. Denn sie sind die deutlichsten Beispiele der islamischen Religion, die im Vorfeld als „terroristisch“ erklärt werden. Die deutsche Bevölkerung reagiert hier mit einem pawlowischen Reflex, so dass sie in der Regel sofort wütend wird, wenn sie eine verschleierte d.h. eine schon mit einem „Turban“ stigmatisierte Frau[17] sieht. Das Traurigste bei der „Turbanfalle“[18] ist, dass dieses Symbol, wie es beim Davidstern der Fall war, die Arbeit des Rassisten erleichtert. Im normalen äußerlichen Vergleich kann man eine braunhaarige deutsche Frau von einer türkischen Frau nicht unterscheiden. (Die Haare können ja auch gefärbt werden). Aber der „Turban“ bietet denjenigen Menschen die beste Möglichkeit, die „Ausländer“ sowieso ausgrenzen wollen. Insbesondere manche deutsche Frauen, die sich als „modern“, „fortschrittlich“, „frei“ usw. betrachten, brauchen diesen „Nervenkitzel“, um sich besser fühlen zu können. So dulden bzw. unterstützen auch sie den „Turban“ meistens unbewusst, weil sie nur durch ihn die „bösen Anderen“ erkennen, ausgrenzen und dabei sich aufgehoben fühlen können[19]. - Ein anderes Stigma gegenüber den Türken in Deutschland ist die sog. These vom „Genozid an Armeniern durch die Jungtürken“. Die gleiche Mentalität, die den Kampf der türkischen Armee gegen die PKK mit der Judenverfolgung vergleicht, ist auch hier am Werke. Ohne einen konkreten Beweis eines geplanten Völkermordes an Armeniern – wie es bei der Judenvernichtung in Deutschland der Fall war – wird die Türkei auch vom deutschen Parlament gezwungen, „den Völkermord anzuerkennen.“ Viele manipulierte Deutsche glauben daran, dass Hitler „wer spricht heute noch von Armeniern“ gesagt hat, als er sich entschied, Juden zu vernichten. Wann und wo er so etwas gesagt haben soll, bleibt unklar. Trotzdem hat sich das deutsche Parlament am 16.06. 2005 entschieden, dass ein „Völkermord an Armenien“ durch die Türken stattfand. So möchte man auch die in Deutschland lebenden Türken als Angehörige einer Nation stigmatisieren, die in ihrer Vergangenheit einen Völkermord begangen haben. * Nun komme ich auf das eigentliche Thema meines Aufsatzes. Nämlich auf die Frage, ob der Diskurs “Ehrenmorde und das Zwangsheiraten der Tochter” ein neues Stigma gegenüber den Türken ist? Von meinen bisherigen Thesen bzw. von der Logik der Stigmatisierungstheorie ausgehend bejahe ich diese Frage. Bevor ich aber meine Argumente erläutere, möchte ich von einer „Vermittler-Schicht“ innerhalb der (hier: türkischen) Immigranten sprechen, die bei den Stigmatisierungsaktivitäten an den Türken eine entscheidende Rolle spielt. Die deutschen Sozialingenieure wählen ihre Vermittler natürlicherweise aus der türkischen Gesellschaft. Die meisten der türkischen Vermittler bekommen erst dann einen Arbeitvertrag, wenn sie akzeptieren, als Vermittler tätig zu sein. Wenn z. B. die politischen Instanzen das Projekt “multikulturelle Gesellschaft” umsetzen wollen, entwickelt der Vermittler-Türke oder die Vermittler-Türkin Projekte in dieser Richtung. Sie gründen Vereine mit diesen Namen, können (nur) dadurch ihre Arbeit fortsetzen. Wenn das Projekt “multikulturelle Gesellschaft” beendet ist und jetzt ein anderes Projekt wie z. B. “interkulturelle Arbeit” im Gange ist, werden dann Vereine unter diesem Namen gegründet, werden Projekte in dieser Richtung unterstützt. Diese von oben gesteuerte Politik sieht vor, dass die türkische Vermittler-Schicht hierbei mitmacht. Und natürlicht macht sie mit! Denn, wie ein türkisches Sprichwort sagt, “das Brot ist im Munde des Löwen” (“Ekmek aslanın ağzında”) und es ist nicht leicht, das tägliche Brot zu verdienen. Der Löwe bestimmt eben, was man machen soll, ans Brot zu kommen. Klar: Jeder soll dafür manche Kompromisse eingehen! Sie merken sehr schnell, dass sie austauschbar sind, wenn sie sich in ihrer “Zusammenarbeit” kritisch und zögerlich verhalten[20]. Dieser Schicht möchte ich zunächst einen Namen geben: Ich möchte sie als „Entel-Kegel“ bezeichnen. Der Begriff „Entel“ bedeutet im türkischen „Halb-intellektueller“. Das Wort Kegel nehme ich von dem Spruch „Kind und Kegel“. „Kind“ heißt hier das eigentliche Kind Deutschlands. “Kegel” hingegen symbolisiert das Kind von der zweitrangigen Beziehung, nämlich ein nicht (ganz) deutsches, d.h. ein ausländisches Kind. Diejenigen Türken oder Türkinnen, die von den deutschen Sozialengineuren als Vermittler gewählt werden, sind eben “halbintellektuelle Kegel”, die niemals wie die echten Kinder behandelt werden. Sie haben eine bestimmte Funktion in einer bestimmten Ausländer- bzw. Türkenpolitik. Sonst werden sie weder wahr- noch ernst genommen. Noch etwas über die Entel-Kegel: So wie Gramsci von den “organischen Intellektuellen”[21] spricht, die jede Schicht aus eigenem Inneren hervorbringt, stammen auch die Entel-Kegels aus allen Gesellschaftsschichten bzw. aus allen Ideologien: Es gibt Entel-Kegel aus der Reihe der Islamisten, der Liberalen, der Nationalisten, der Sozialisten, der Konservativen, der ethnisch-Orientierten, der menschenrechtlich-Tätigen usw. Im Grunde erfüllen sie eine Balance-Funktion für das herrschende System bzw. für die Bewahrung der herrschenden wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Den Entel-Kegels ist in allen Bereichen der Gesellschaft zu begegnen[22]: In der Sozialarbeit, in der Politik, in der Universität, in der Schule, in den türkisch-deutschen Vereinen, in den Türkei-Studien-Institutionen usw. Natürlich sind sie sich ihrer Situation nicht bewußt. Denn sie sind mit der Lage im Grunde zufrieden, in der sie sich befinden. Sie haben wegen ihrer Arbeit einen bestimmten Lebensstandart und einen Bekanntheitsgrad erreicht, die sie ansonsten (auf den anderen Wegen) hätten nicht erreichen könnten... Eine andere wichtige Eigenschaft der Entel-Kegel ist, dass sie ein ausgeprägtes Gespür dafür entwickeln, fast instinktiv zu wissen, was bei den deutschen Sozialengineuren und sozialen- und politischen Instanzen, die die Türkenpolitik in Deutschland gestalten, ankommt und was nicht. Mit Hilfe dieser chameleonischen Anpassungsfähigkeit können sie sich immer über Wasser halten[23]... Nun komme ich zum Thema “Ehrenmorde und zu das Zwangsheiraten der Tochter” zurück: Wenn die (nicht genau lokalisierbaren) Stigmatisierungsexperten in Deutschland dieses Thema als Schwerpunkt in bezug auf Türken einführen möchten, melden sich natürlich genug freiwillige türkische Vermittler, die in diesem Projekt gerne mitarbeiten wollen: Die Entel-Kegel! Es stellt sich hier die Frage: Was ist der Unterschied zwischen diesen Entel-Kegeln und Metin Kaplan? Der letzte läßt sich im Namen der Religion mißbrauchen und die Entel-Kegel wiederum im Namen der sog. Menschenrechte, Demokratie bzw. Multikulturalität oder Interkulturalität. Auf der anderen Seite, das ist eben das Fatalste in diesem Phänomen, dass sie tatsächlich daran glauben, dass ihre Aktivitäten mit den Menschenrechten, mit der Demokratie, mit der Glaubensfreiheit, mit der Selbstentscheidung über das eigene (vor allem ethnische und religiöse) Schicksal usw. zu tun haben. Der Grund dieses Glaubens ist nicht nur die Tatsache, dass ihr Egoismus ihr Bewußtsein verblendet und sie hindert, die Wahrheit zu sehen. Tatsächlich ist das Thema, über das sie arbeiten, ein sehr wichtiges, im ersten Blick ein große Emotionen erweckendes und verblendendes Thema, weil es hierbei hauptsächlich um die Begriffe “Menschenrechte” und “Demokratie” geht. Man macht einen Halt, wenn von den “Ehrenmorden”, von der “Klitorisbeschneidung”, von den “Frauenrechten”, von dem “Zwangsheiraten der Mädchen” usw. die Rede ist. Wenn z. B. manche Entel-Kegel das Thema “Ehrenmorde und das Zwangsheiraten der Tochter bei den Türken“ untersucht und kritisiert, denkt man zunächst, dass diese Arbeit eine ehrenwürdige, höchsmenschliche, demokratische Bemühung ist. Wenn jemand wie ich gerade bei so einem Aspekt eine Stigmatisierungspolitik entdeckt und auf die Gegenkritik setzt, wird er sofort mit den Schlagworten wie “Türkisch-Nationalist”, “Verteidiger der Männerherrschaft” usw. angeschuldigt. Ich werde mit der Frage konfrontiert, ob ich dagegen bin, dass diese “demokratisch gesinnte Menschen” die Ehrenmorde bzw. das Frühheiraten der Töchter kritisieren und abschaffen wollen. Ich kann leider kein bisschen glauben, dass diese Menschen demokratisch bzw. menschenrechtlich motiviert sind. Wenn man die Herangehensweise und die Verallgemeinerungen in ihren “Untersuchungen” – besser gesagt: in ihren Behauptungen – liest, versteht man gleich, dass ihre Tätigkeiten eine Fortführung des Stigmas Metin Kaplan bzw. Muhsin Arı (“MEHMET”) ist. Man bekommt das Gefühl, dass, was hier gemacht wird, nichts anderes ist als die übliche Manipulation der deutschen Öffentlichkeit. Gleichzeitig wird in allen Medienanstallten über dieses besondere Thema diskutiert, als ob jemand auf einen Knopf gedrückt hätte, der nichts anderes will, als die herrschenden Machtverhältnisse zu verschleiern und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Erscheinungsformen zu ziehen, die nur ein Ausdruck der ungleichen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind... Gleichzeitig zu den Ehrenmorden redet man nur von dem Machoverhalten der türkischen Jugendlichen, von den “Zwangsheiraten der Tochter bei den Türken,“ so wie einmal über Metin Kaplan, über Muhsin Arı, über den sog. „Armenier-Masakker“ der Türken oder aber allgemein über die „Asylantenflut“[24] usw. geredet, geschrieben und gesendet wurde. Den Entel-Kegeln geht es eigentlich nur um die Umsetzung einer Agenda, deren Initiatoren und ihre Absichten sie weder wissen noch wissen möchten. Sie machen ja nur ihre (demokratieorientierte) Arbeit, erfüllen ja ihre nach den menschenrechten orientierten Pflichten. Sie seien demokratisch gesinnt und dies hier sei eine gute, demokratische Sache. Der Rest interessiert sie nicht. Weder die herrschenden Machtverhältnisse noch der Kapitalismus und die imperialistische Globalisierung. Weder die wirtschaftlichen Machenschaften des Imperialismus und Kapitalismus noch ihre Versuche, die wirtschaftlichen Probleme des „Südens“ („Reichsfeinde“, „die neuen Barbaren“[25]) mit kulturrassistischen Stigmatisierungen (Beispiele: „Die islamischen Terroristen“, Mohammedkarikaturen usw.) zu verschleiern. Nein! Die Entel-Kegel haben keine emanzipatorische Kritik an die Herren dieser Welt. Anstatt den imperialistischen Mächtigen die Ausbeutungs- und Stigmatisierungspolitik streitig zu machen, beschäftigen sie sich mit den Themen, die ihnen von diesen Mächtigen vorgelegt werden[26]. Max Horkheimer sagte einmal: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen!” Auch die Entel-Kegel und ihresgleichen sollten über den sogenannten Zwangsheiraten der türkische Mädchen und über die Ehrenmorde in der Türkei schweigen, wenn sie über die kulturrassistischen Absichten und machenschaften ihrer Herren nicht reden wollen[27]. * Der „türkische“ Regisseur Fatih Akın hat im Jahre 2004 für seinen Film „Gegen die Wand“ den Goldenen Bären gewonnen. Ein Film, der von der Gewalt in der türkischen Familie und von dem Widerstand einer jungen Türkin gegenüber ihrer Familie handelt. Die Hauptdarstellerin, die vor diesem Film nur Pornofilme gedreht hat, bekommt den Preis für die beste Darstellerin. (Ob ihre Wahl für so einen Film eine bewusste Entscheidung der „Regisseure“ war, kann ich natürlich nicht wissen!). Genau während dieser Zeit wurde das Buch von Necla Kelek über die Zwangsheiraten der türkischen Mädchen mittels der Medien über Nacht berühmt gemacht. Gleich darauf (2005) gibt der damalige Innenminister Otto Schily Necla Kelek den Geschwister–Scholl–Preis, der ja den Menschen gegeben werden sollte, die für die Freiheit kämpfen[28]. Necla Kelek „beweist“ in ihrem Buch, dass die türkischen Männer wegen ihrer islamisch geprägten Mentalität ihre Töchter zwangsheiraten, gegenüber ihren Kindern und Frauen Gewalt ausüben. Sie wird überall eingeladen, hält Vorträge in den Kirchen, Schulen, Universitäten. Die Zeitungen, Radios, Fernsehprogramme zeigen und loben sie und ihre Thesen. In verschiedenen Anlässen gibt sie den türkischen Männern Hinweise, wie sie sich demokratisch und menschenrechtsorientiert verhalten sollten. Das Türkenbild, das sie und ihresgleichen der deutschen Gesellschaft vermitteln, ist die Fortsetzung des alten Bildes: „Die Türken sind gewalttätig, sie gehören einer gewaltorientierten (terroristischen) Religion an, sie zwingen ihre Töchter früh mit älteren Männer zu heiraten, die türkischen Männer schlagen ihre Kinder und Frauen... Das alles ist mit der Demokratie und den Menschenrechten in Deutschland nicht zu vereinbaren!“[29] Nun haben jetzt die türkischen Immigranten in Deutschland nach „wilder, integrationsunfähiger Anatolier“, Metin Kaplan, Muhsin Arı („Mehmet“), „terroristischer Islam“, „Turbanträgerin“, „Armenier-Erdmorder“ ein neugeborenes Stigma, dessen Vater die deutschen Sozialengineure und dessen Hebammen Necla Kelek und ihresgleichen sind: Das Stigma, dass die Türken Ehrenmorde ausüben und ihre Töchter zwangsheiraten[30]. [1] Meine deutschen Freunde fanden meine folgende Kritik an die „deutsche Politik“ teilweise zu scharf. Auf der anderen Seite lobten fast alle türkischen Freunde den Inhalt dieses Essays. Ich glaube, dass gerade dieser Widerspruch meine Bemühungen gerechtfertigt, eine grundlegende Kritik an die besondere Stigmatisierungs- bzw. Sensibilisierungspolitik in Deutschland gegenüber den Türken zu schreiben. Denn diese negative oder positive Aufregung von beiden Seiten ist für mich ein Beweiß dafür, dass es sich hierbei um einen erforderlichen „Diskussionsstoff“ handelt, der damit eine wichtige Funktion erfüllen könnte. [2] Zu diesem Phänomen siehe: Anna Freud: Das Ich und die Abwehrmechanismen. Frankfurt am Main 1994. [3] Zwischen den Stühlen: Die Türken in der Bundesrepublik. (Autor nicht angegeben). S. 85-93, Hier: 88-89. Die Türkei und die Türken in Deutschland. Hrsg.: Die Landeszentrale für Politische Bildung Baden Württemberg, Stuttgart 1982. [4] Zit. nach: Tageszeitung von 25.01.1982, S. 3. [5] Siehe dazu: Udo Steinbach im Gespräch: SAT I am 20.03.1995, um 7.30 Uhr. [6] Vgl. hierzu: Dietmar Ostermann: Frankfurter Rundschau, 12.02.98, S. 5; Jürgen Voges: „Haftstrafe, aber frei“. Tageszeitung, 12.02.98, S.6; Jürgen Gottschlich: „Erfolgreiche Deeskalation“. Die Tageszeitung vom 14.01.98, S. 12 [7] Ich behaupte hier nicht, dass der Staatsanwalt bzw. die Gerichte zusammen gezielt für die Stigmatisierung der Türken arbeiten. Mir geht um das Endergebnis, d.h. das Gesamtbild, das wegen einer ambivalenten „Türkenpolitik“ im Endeffekt zu Stande kommt. [8] Mir geht hierbei keinesfalls um die Verteidigung von Tansu Çillers, deren Regierungszeit auch mit Korruptionen der Machtelite verschattet war. Mein Schwerpunkt ist hier die Kritik der Stigmabildungen in der deutschen Türkenpolitik. [9] Hessen 3, Alabama, 18.04.1994. [10] Vgl. Mehmet Şekeroğlu: Alman Demokratlarına Mektuplar. İstanbul 1998, S. 108. [11] Wilhelm Heitmeier & Joachim Müller & Helmut Schröder: Verlockender Fundamentalismus, Türkische Jugendliche in Deutschland. Frankfurt am Main 1997. [12] In Deutschland hätte ein MEHMET keine Chance, wenn er wegen der Diskriminierung seines Namens wie in diesem Fall ins Gericht gehen würde. [13] EMMA, Juli/ August, 1993. Köln. S. 38-39. [Verfasser(in) wurde nicht angegeben]. [14] Vgl. dazu: Peter Heine: Konflikt der Kulturen oder Feindbild Islam, Alte Vorurteile – neue Klischees – reale Gefahren. Freiburg im Breisgau, 1996, S. 139. Udo Steinbach: Ein überschätztes Stück Stoff. Aber auch mehr als ein Kleidungsstück. In: E&W 11-2003, S. 33. Diese These bedeutet im Klartext: “Die nichtverschleierten türkischen Frauen sind ‘unanständig’“. [15] Leithammel sind Tiere, die in den Schlachthöfen dem Schlachter helfen, die Schafe und Lamme zum Schlachthof zu transportieren. Dieser Begriff soll nur als eine Analogie verstanden werden. Hier geht es um eine Vermittlerschicht, die ihren Lebensunterhalt dadurch verdient und ihren Lebenssinn darin findet, bewusst oder unbewusst für den Nachteil des Ihresgleichen (hier: Benachteiligten) zu arbeiten. [16] Auch hier kann ich kein bestimmter Adressant feststellen, der eine „Verschwörungsarbeit“ leistet: Auch der „Leithammel“ ist nichts anderes als ein Endergebnis einer bestimmten allgemeinen Ausländer- bzw. Türkenpolitik in Deutschland. [17] Natürlich wird diese negative Wahrnehmung seitens der Außenwelt von den turbantragenden Mädchen und Frauen nicht erachtet. Sie fühlen sich, d.h. die Besonderheit ihrer Religion, erst recht dann bestätigt, wenn sie von den „Christen“ bzw. „Ungläubigen“ angemacht oder böse angeguckt werden. Die sog. „Christen“ und „Ungläubigen“ andererseits schätzen den Wert ihrer eigenen modernen Welt besonders höher, wenn sie eine „unmoderne“ turbantragende Frau begegnen. [18] Den Begriff „Turbanfalle“ verwende ich im Zusammenhang des ambivalenten Verhaltens Deutschlands gegenüber dem Islamismus: Die „Falle“ sieht so aus, dass der einerseits geduldete bzw. geförderte Turban andererseits mit negativen Merkmalen versehen und damit stigmatisiert wird. Genauso wie bei dem hochgespielten „Kurdenproblem“, durch dessen Überheißung ja der gewisse Zusammenhalt bzw. die Solidarität innerhalb der türkischen Gesellschaft in Frage gestellt werden sollte, versucht man das Turban-Problem als eine Trennungslinie innerhalb dieser Gesellschaft zu missbrauchen. Auch hier werden die in Deutschland lebenden Türken in einer Zwickmühle, in eine Falle gedrängt... Der Kurde, den ich niemals als „Andere“ betrachtet habe und betrachten werde, verlangt von mir, dass ich seine „Andersartigkeit“ anerkenne d.h., ihn als etwas anderes als ich betrachte. Auch eine turbanisierte Frau bzw. ihr männlicher Verteidiger möchten mir klar machen, dass sie den richtigen Islam vertreten und ich, ein Kritiker des Turbans als ein politisches Symbol, nicht richtig islamisch sei. Auch hier werde ich gezwungen, die völlige „Andersartigkeit“ der turbanisierten Frau anzuerkennen, obwohl sie ein Teil von mir ist. (Sie könnte meine Schwester sein, wie der oben genannte Kurde ein Verwandter von mir sein könnte, was in der türkischen Gesellschaft und Familie ein Normalfall ist!). [19] Dass diese bei den macht- und wohlhabenden Frauen nicht selten zu begegnende „Überheblichkeit“ und das Vorteilsdenken im Endeffekt zum allgemeinen Nachteil des Frauengeschlechtes führt, wird hier nicht wahrgenommen. [20] Auf der anderen Seite stützt sich die westliche Zivilisation auf die Werte der bürgerlichen Revolution und der Demokratie, in deren Grundlagen die allgemeinen Menschenrechte und damit die Meinungsfreiheit verankert ist. [21] Vgl. dazu: Sabine Kebir: Die Kulturkonzeption Antonio Gramscis. Berlin 1979. [22] Diese Schicht ist nicht nur ein Produkt der Migration, sondern es handelt sich hierbei um ein uraltes bzw. modernes und allgemeines Phänomen. Auch in den “unterentwickelten“ Ländern gibt es eine Entel- bzw. Vermittler-Schicht, die mit den Vertretern der westlichen bzw. imperialistischen Länder zum Nachteil ihrer eigenen Landsleute zusammen arbeiten und ihre Tätigkeiten, von denen ihre Weiterbeschäftigung abhängt, als ein Gebot der „Demokratie“, der „Menschenrechte“, der „Zivilisation“ usw. begreifen und „verkaufen“. [23] Eine ernsthafte Kritik an die Entel-Kegel seitens der türkischen Inteligenz in Deutschland konnte bisher kaum geleistet werden, weil sich diese (leider) unreife Inteligenz anscheinend davor früchtet, “schovenistisch”, “undemokratisch”, “türkisch-nationalistisch” usw. bezeichnet zu werden... [24] Dass auch der Diskurs „Asylantenflut“ in den 90er Jahren eine Sozialengenierung mit der Absicht war, dass durch den gemeinsamen Feind (Gegenvolk=Asylanten) aller Deutschen die Wiedervereinigung Deutschlands leichter verwirklicht werden sollte, wurde von Nora Räthzel überzeugend untersucht. Siehe dazu: Nora Räthzel: Zur Bedeutung von Asylpolitik und neuen Rassismen bei der Reorganisierung der nationalen Identität im vereinigten Deutschland. In: Christoph Butterwege/ Siegfried Jäger (Hrsg.): Rassismus in Europa. Düsseldorf 1993. Nora Räthzels Beitrag: S. 213-229. [25] Jean-Christophe Rufin: Die neuen Barbaren. Der Nord-Süd-Konflikt nach dem Ende des Kalten Krieges. Aus dem Französischen von Joachim Meinert. München 1996. [26] Wenn die Entel-Kegel z. B. über die „Gewalt in der türkischen Familie“ schreiben oder Filme drehen, wagen sie niemals die „Gewalt in der deutschen Familie“ (auch als Fußnote) zu erwähnen. Wenn sie vom „Zwangsheiraten in der türkischen Gesellschaft“ sprechen, verbietet ihnen eine innere Zensur, auch (kurz) von dem über Firmen arrangierten Heirat der älteren deutschen Männer mit den jüngeren (armen) Fernöstlichen Frauen zu sprechen, die ihre (deutschen) Männer vor dem Heirat in der Regel weder sehen noch kennen. [27] Die heutige (2006) islamisch-konservative türkische Regierung von R. T. Erdoğan tut alles, die Türkei von der Linie der Aufklärung und damit der Frauenemanzipation abzubringen. So kann man die These aufstellen, dass während dieser Regierung Frauenunterdrückung zugenommen hat. Interessant ist jedoch zu beobachten, dass derselbe Erdoğan viele gute Freunde in den USA und in Deutschland hat. Er bekam z. B. im Dezember 2004 in Berlin den „Quadriga”-Preis. Bundeskanzler Gerhard Schröder, der die Laudatio hielt, lobte ihn als „Europäer des Jahres“. Die US-Zeitschrift „Time Magazin“ hat „100 einflussreichsten Menschen des Jahres gekürt: „Europäische Politiker waren nicht darunter - wohl aber Erdoğan“ (vgl. http://www.n24.de/politik/hintergrud/. Stand: Dezember 2005). [28] Man könnte hier sogar ironisch sagen: Gott schütze den Türken vor solchen Preisen, die in Deutschland an den (türkischen) Entel-Kegeln gegeben werden. [29] Für eine lobenswerte Kritik an die Position Necla Keleks, siehe: Mark Terkessidis und Yasemin Karakaşoğlu: „Gerechtigkeit für die Muslime! Die deutsche Integrationspolitik stützt sich auf Vorurteile. So hat sie keine Zukunft.“ Petition von 60 Migrationforschern. Die Zeit vom 01.02.2006 Nr. 6. [30] Nota Bene: Ich bin darüber im klaren, dass es hierbei nicht nur um eine abstrakte Stigma-Konstituierung geht, sondern auch um eine konkrete Ausländer- bzw. Türkenpolitik. Die politischen Instanzen in Deutschland möchten den weiteren Einzug der türkischen Immigranten nach Deutschland (hauptsächlich durch das Heiraten) verhindern. Daher wird es als eine politische Maßname beabsichtigt, dass besonders die Heiratskandidatinnen in dem Heimatland (in der Türkei) deutsch lernen müssen und erst im Alter von 21 Jahren nach Deutschland einreisen dürfen. Nun wie es auch bei der „Asylantenflut-Debatte“ in den 90er Jahren der Fall war (damals wollte man auch das Asylgesetz ändern, d.h., verschärfen), beabsichtigt man auch hier eine Sensibilisierung der deutschen Bevölkerung durch die oben geschilderten Stigmabildung(en) gegenüber den Fremden/ Türken und: auch hier möchte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Eine politisch-wirtschaftliche und eine psychologisch-gesellschaftliche. Ich habe in dem vorliegenden Aufsatz versucht, mich mehr in die allgemeinpolitische- und psychologisch-gesellschaftliche Dimensionen der Problematik zu nähern.

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